Für Weihnachten 2020 wünsche ich mir:
Ich möchte Hoffnung ausstrahlen auf eine bessere Zukunft, ein Stück Normalität mit neuen Erkenntnissen für eine bessere Gesellschaft und saubere Umwelt

Wie sah Ihre Adventszeit vor der Pandemie aus? Im Beruf und daheim?
Auch für uns ist diese Pandemie ein noch nie dagewesener Zustand, ein Ereignis das uns regelrecht den Teppich unter den Füßen wegzog. Alles löste sich zunächst ins Nichts auf. Aktionen wurden abgesagt, Termine wurden gestrichen, Begegnungen wurden zurückgefahren. Der Lockdown traf uns mitten ins Herz der Kinder- und Jugendarbeit. Es war ein unwirklicher Zustand auf den keiner vorbereitet war, auch wir nicht. Im vergangenen halben Jahr war es ein auf und ab der Emotionen, Veränderungen und Einschränkungen. Auch privat sollte dieser Zustand erstmal verkraftet werden. Meine Frau hat mich in den vergangenen 30 Jahren an den Abenden noch nie so oft ohne Abendtermine zu Hause erlebt, erst einmal erschreckend, dann ungewöhnlich und dann aber auch mal wohltuend angenehm.

Es sollte ein Jahr der Bewegung werden, so das Jahresthema am Anfang des Jahres 2020 des Jugendbüro Altenahr. „Beweg Dich“, mit diesem Motto wollten wir Kinder, Jugendliche und Ehrenamtler begeistern und in den Bann ziehen. Daraus wurde nichts. Nach einer Zeit der Lethargie im Beruf und auch im privaten Bereich, gewannen wir wieder Energie, produzierten Ideen, neue Wege, angepasste Umgangsformen. Wir waren wieder in der Lage unseren Betrieb aufrecht zu erhalten – wenn auch in veränderter Form. Wir kamen wieder in Bewegung und sagten uns, dass wir diesen Zustand auch mal aushalten mussten. Wir fanden einen übertriebenen Aktionismus jetzt zu diesem Zeitpunkt nicht hilfreich und verhielten uns auch so. Eine Mitarbeiterin kreierte spontan aus drei Worten „Alles was geht“ und dies wurde zum Leitspruch des Jugendbüros für den Umgang mit der Corona-Krise. Wir machten das Beste daraus, Aktionen in kleineren Gruppen und überwiegend draußen. Unser naturnahes und weitläufiges Gelände war der Garant für viele Aktivitäten die wir möglich machten, im Sommer wie auch im Herbst. Der Lockdown light, als auch der am Wochenende beginnende Harte Lockdown nimmt uns ein weiteres Mal das was uns am Wichtigsten ist; die Begegnung zwischen Menschen, das Gegenüber, die Inspiration, die Partizipation und manchmal auch die Motivation. Verlass aber war immer auf die Ehrenamtler des Jugendbüros. Sie bauten das Netzwerk „pro Büro hilft“ auf und standen auf der Matte wenn wir Betreuer brauchten um Aktionen umzusetzen. Auch die Aktion „Weihnachten im Karton werden wieder sehr gut angenommen, genauso wie die togo Angebote schon vor den Sommerferien. Es entstand eine überdachte Terrasse, die ausschließlich von Ehrenamtlern erbaut wurde, ein Zugewinn erster Güte und immer mit dem gebotenen AHA Regeln. Klar haben auch wir vermehrt an digitalen Veranstaltungen teilgenommen und auch gemerkt wo es klemmt und wo wir nachbessern müssen, Anträge sind gestellt.

Und was hat sich für die jungen Leute, die Mitarbeiter verändert?
Die Begegnungsmöglichkeiten fehlen total, Projekte, an denen sich die Jugendliche beteiligen können, sind und waren so kaum möglich. Reale Begegnungen und analoge Angebote sind unverzichtbar in der Jugendarbeit. Ein gerade neu aufgebautes Jugendprogramm wurde gleich zwei Mal wieder eingestampft. Unsere Jungen und Mädchenprojekte müssen pausieren und waren schlussendlich nicht mehr erlebbar. Die deutsch-ungarische Schülerbegegnung fiel genauso aus wie die Chance auf zwei europäisch Freiwillige, die bei uns hätten mitarbeiten können. Wir blieben trotzdem erreichbar, hielten Kontakt, die sozialen Medien waren eine Stütze, vorher und gerade in dieser Pandemie. Wir haben neu gelernt das Beste daraus zu machen und uns immer wieder neu darauf einzustellen. Die Schule allerdings ermöglichte den Kindern und Jugendlichen die Begegnung unter Gleichaltrigen, das war gut so, dies war leider in der Kinder-und Jugendarbeit nur bedingt bis gar nicht möglich.

Wie sieht Ihre Arbeit im Pro Büro für Jugendarbeit in Altenahr zurzeit aus?
Ich arbeite und denke im Wir, mit einem Team, auf das ich mich verlassen kann. Und das braucht es in Krisen, wohl dem, der früh genug investiert hat. Erstmalig kenzeln wir alle Aktivitäten die uns, den Kindern, Jugendlichen und den Ehrenamtlern immer eine schöne Advents- und Vorweihnachtszeit bescherten, weil es unter diesen Umständen nicht geht und wir es nicht dürfen. Erstmalig entscheiden wir uns keine Angebote in den Weihnachtsferien zu entwickeln. Betriebsbedingt werden wir ein paar Tage schließen, wie das Rathaus und viele, viele andere Einrichtungen auch.  Stolz sind wir auf die Momente wo wir nicht aufgeben haben, wo wir nicht einfach abgesagt haben, sondern Alternativen fanden und es in abgeänderter Form doch noch möglich wurde. Dies war für unser Team und auch für mich extrem anstrengend, sich immer wieder umzustellen, anzupassen und neu zu entscheiden.

Wie lässt sich die Adventszeit trotz Corona sinnvoll und schön gestalten?
Den Kindern und Jugendlichen wünsche ich Familien, die ihnen Geborgenheit geben, die Zeit finden gemeinsam zu lesen, zu spielen, die Ruhe auszuhalten, Weihnachten im kleinen Kreis zu feiern und dieses Jahr einen ruhigen Jahreswechsel zu akzeptieren. Wir alle hoffen auf ein 2021 mit gewohnter Normalität und Lebensfreude mit Begegnungen, auf die wir uns so sehnsüchtig freuen.