Europa entdecken – aus dem Ahrtal in die Welt.

Der 19-jährige Daniel Mizouni aus Kesseling ist einer der Teilnehmer am Europäischen Freiwilligen Dienst EFD und wird im August in den Flieger nach Helsinki steigen, um in den folgenden zwölf Monaten freiwillige soziale Arbeit im fernen Finnland zu verrichten. Für den aufgeschlossenen jungen Mann eine riesige Chance, den eigenen Horizont zu erweitern und Kontakte zu knüpfen. Soziale Kompetenzen und Erfahrungen in den verschiedensten Bereichen kann der gestaltungstechnische Assistent nicht nur wegen seiner mehrjährigen ehrenamtlichen Mitarbeit im pro Büro für Jugendarbeit der VG Altenahr vorweisen, gerade auch sein offenes und fröhliches Wesen ermöglichen es ihm, unverkrampft mit Menschen und Situationen umzugehen.

Erster Austausch mit 40 jungen Europäern in London

Zunächst ergriff Daniel Mizouni gemeinsam mit der Jugendbüromitarbeiterin Jutta Knieps die Chance, mit dem HOT Sinzig an einer Erasmus+ (Großregion) Veranstaltung in der Stadt Luxembourg teilzunehmen. Darüber hinaus entsendete das HOT Sinzig am 15. Juni 2018 Daniel Mizouni nach Newland Park bei London. Hier nahm er am strukturierten Dialog mit über 40 weiteren jungen Europäern aus 16 Nationen teil.

Aus Spanien, Finnland, der Türkei, Bulgarien, Mazedonien und Griechenland waren je zwei Teilnehmer darunter, ebenso aus Italien, Kroatien, Slowenien, Österreich, Deutschland, Polen, Tschechien und der Slowakei, außerdem aus Irland und Großbritannien. Natürlich lag beim „Culture & Society Workshop“ ein besonderes Augenmerk auf dem Brexit, dem Ausstieg des Gastgeberlandes aus der EU: durch interkulturelles Arbeiten wurde der Frage nach dem, was Europa und Großbritannien zukünftig verloren gehen würde, nachgegangen. Doch mindestens gleich viel Aufmerksamkeit galt der Feststellung der derzeitigen Schlüsselprobleme und der Probleme, mit der sich die europäischen Gesellschaften konfrontiert sehen. Provokant wirkt die Frage, warum wir bisher keine Lösungen finden konnten. Welche Lösungen würden die einzelnen Teilnehmer vorschlagen? Auf welche Art können nicht politische Organisationen, politische Entscheidungsträger oder junge Menschen diese Lösungsvorschläge bekannt machen? Wer sonst hätte die Macht, diese Veränderung umzusetzen? Die Teilnehmer in der Altersgruppe 20+ hatten bereits im Vorfeld umfangreiche Unterlagen von der Trägerorganisation erhalten, mit deren Hilfe sie sich auf die sechs Tage im House of Europe in Westminster und die gestellten Aufgaben vorbereiten konnten. Die vier Themenbereiche Sicherheit, Kultur & Gesellschaft, Beschäftigung und Bildung sollten unter den länderspezifischen Gesichtspunkten bearbeitet, Menschen unterschiedlichsten Backgrounds interviewt und eine Präsentation bei der abschließenden Konferenz ausgearbeitet werden; all das gemeinsam mit bis dahin fremden Menschen und auf Englisch! Um im Team arbeiten zu können, mussten die Teilnehmer sich erst einmal kennenlernen, wichtige Schlüsselpositionen wie die des Projekt- oder des Floor-Managers mussten besetzt werden, Catering und Betreuung der Konferenzteilnehmer wurden ohne Hilfe „von außen“ organisiert und natürlich waren Workshops vorzubereiten und durchzuführen.

„Future Europe – Future You“

Das Thema der Konferenz bot Raum für eigene Ideen und originelle Ansätze:
Sechszehn Fragen waren bei der „Mission Impossible“ zu beantworten, beim „Imagined Football“ lernte man sich schnell kennen und ein talentierter Mitstreiter aus Italien ermöglichte es, einen eigenen Song über die Initiative einzuspielen, welcher auf Facebook veröffentlicht wurde. Daniels Team bereitete ein „World Café“ vor, bei dem im Rahmen einer Pendeldiskussion 50 Personen über die Themen Bildung und Kultur & Gesellschaft ins Gespräch kamen, darunter auch Ciarán Devane, Leiter der britischen gemeinnützigen Einrichtung zur Förderung internationaler Beziehungen und Madeleina Kay, das sogenannte „EU Supergirl“, 2017 als Young European of the Year ausgezeichnet; die Autorin und politische Aktivistin bereicherte die Konferenz zudem mit einem kritischen Song und einer Ansprache. Interviews mit Teilnehmern der Konferenz hatten das Ziel, die Definition der Begriffe Kultur und Gesellschaft herauszufinden, im Rahmen der Workshops wurde das Thema Diskriminierung besonders herausgestellt. Wie verhindert man Diskriminierung oder beugt dieser vor? Wie sollte eine Reaktion auf eine große Anzahl Flüchtlinge aussehen? Wie gelingt der Kniff, offen für andere Kulturen zu sein und dabei die eigene Kultur zu erhalten?

Chance für junge Erwachsene

Das Feedback der Teilnehmer fiel zum Ende der Konferenz durchweg positiv aus.
Der europäische Gedanke und die Möglichkeiten, welche durch die EU und Projekte wie Erasmus+ oder EFD den Bürgern der EU-Staaten offenstehen, wurde deutlich gemacht und die Teilnehmer konnten erfahren, wie Themen, die ihr eigenes Heimatland aktuell stark beschäftigen, in anderen Ländern betrachtet werden.

Und Daniel Mizouni, was ist sein ganz persönlicher Eindruck? „Ich bin froh und sehr stolz, an einer derartigen Veranstaltung teilgenommen zu haben, auch wenn ich im Vorfeld etwas unsicher war und nicht wusste, was genau auf mich zukommen würde!“ sagt der junge Mann rückblickend. Er habe besonders den interessanten Austausch genossen, Kontakte geknüpft und sogar Freunde in der kurzen Zeit gefunden, mit denen er weiterhin in Kontakt steht; besonders nachhaltig hat ihn das lange Gespräch mit einem jungen Weltreisenden beeindruckt, der Daniels ohnehin große Bereitschaft, sich auf fremde Kulturen und neue Situationen einzulassen, durch seine Berichte noch verstärken konnte. Er sei sich auch den Privilegien bewusstgeworden, die alle EU-Bürger genießen dürfen, habe seine Englisch-Kenntnisse trainiert, neue Ideen und Impulse im Bereich der sozialen Arbeit gewonnen und besonders die Wertschätzung durch die zu Beginn fremden Mitstreiter, den Zusammenhalt und Austausch in der Gruppe genossen. Außerdem sei ihm der Wert einer Gemeinschaft vorher nicht in diesem Maße klar gewesen, er habe die Bedeutung von Eigeninitiative, die dadurch angenommene Verantwortung sowie die durch Perspektivwechsel entstandene Wertschätzung erkannt und sei durch diese Erfahrung in seinem Vorhaben, ein Jahr seines Lebens dem europäischen Freiwilligendienst zu widmen, bestärkt worden.

„Es ist einfach eine besondere Erfahrung, dass man in kurzer Zeit mit vielen jungen Menschen und guten Ideen etwas auf die Beine stellen kann!“

Freiwillige Arbeit für die Gemeinschaft

FSJ oder EFD, das Jugendbüro ist für beide Modelle Aufnahmeinstitution und nun auch zum ersten Mal Entsender-Organisation. Daniel Mizouni wird die kommenden zwölf Monate im fernen Finnland seine Arbeitskraft der Gemeinschaft zur Verfügung stellen und viele neue Eindrücke sammeln, doch auch in Altenburg bietet sich aktuell die Chance etwas Ähnliches zu erleben: Das pro Büro für Jugendarbeit der VG Altenahr sucht eine neue FSJlerin oder einen FSJler! Wer ein Jahr prall gefüllt mit neuen Erfahrungen erleben, dafür aber nicht in die weite Welt hinausziehen möchte, ist aufgerufen, sich mit dem Jugendbüro in Verbindung zu setzen und als NachfolgerIn der aktuellen FSJlerin Elena Metzinger ein freiwilliges soziales Jahr in der offenen Kinder- & Jugendarbeit zu absolvieren. Jugendpfleger Werner Söller steht für Fragen zum Thema FSJ unter der Telefonnummer 02643-8174 oder per E-Mail an jugendbuero@proju-altenahr.de zur Verfügung.

Text: Lisa Winkens für das pro Büro